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Wawili Barabarani 1.0 - two on the road

Autorenbild: Fahrni NicoleFahrni Nicole

Aktualisiert: 5. März



Am frühen Morgen des 12. Januars 2025 liefen wir vom Circle in Zürich die kurze Strecke zum Flughafen. Es war noch dunkel und die Kälte biss uns in die Wangen. Die Temperaturen lagen unter null, und selbst mit Mütze und Daunenjacke kroch die Kälte durch jede Naht. Wir fröstelten, doch ich war mir nicht sicher, ob das nur an der Kälte lag - oder auch an der leisen Anspannung, die eine lange Reise immer mit sich bringt.




Etwa fünfzehn Stunden und fast 7'000 Flugkilometer später, betraten wir gegen halb elf Uhr abends in Nairobi wieder die Aussenwelt. Es war wieder dunkel, doch die Dunkelheit hatte hier einen anderen Charakter. Die Luft war weich und warm, wie eine Decke, die lange in der Sonne gelegen hat. Ein sanftes Lüftchen strich über uns und brachte einen süsslich-rauchigen Geruch mit sich.

Die Szenerie am Flughafenvorplatz war ein lebhaftes Durcheinander: brummende Motoren, in der Ferne zirpende Insekten, die hektischen Schritte anderer Reisender, durchbrochen von den Zurufen wartender Taxifahrer. Unser Gepäck - zum Glück vollständig mit uns angekommen - rollte rhythmisch vor uns her, das Klappern der Räder unserer Gepäcktrolleys wurde zum Takt dieser fremden, pulsierenden Stadt.


Unsere Blicke huschten suchend über die Schilder in den Händen der vielen wartenden Taxifahrer. Schon nach kurzer Zeit wurden wir fündig: Ein junger Mann hielt ein Schild mit der Aufschrift Ole Sereni in die Höhe - unser Hotel für die kommende Nacht. Ein kurzer Blick in die Namensliste, die er aus seiner Tasche zog, und es war klar, dass er der Richtige war. Ohne viel Aufhebens griff er zu seinem Handy, führte ein kurzes Telefonat und lotste uns dann direkt zum Parkplatz. Kaum dort angekommen, rollte wenig später ein schwarzer Minivan heran. Unsere grossen Gepäckstücke mussten wir von da an kaum noch selbst bewegen - immer war eine helfende Hand zur Stelle oder ein freundliches "let me help you." Überhaupt fiel mir sofort die herzliche, offene und unaufdringliche Freundlichkeit der Kenianer*innen auf. Der Taxifahrer, das Sicherheitspersonal am Hoteleingang, die Rezeptionistin - alle begegneten uns mit einem Lächeln, das so echt war, dass es fast ansteckend wirkte. Und jedes Mal folgte ein fröhliches "Jambo and Welcome to Kenya!", das tatsächlich mehr klang wie eine ernst gemeinte Einladung als eine dahingesagte Floskel.


Mein Gefühl war zwiegespalten: Ein Teil von mir hatte noch immer nicht ganz realisiert, dass wir wirklich in Kenia waren. Die andere Hälfte aber, diese langsam wachsende Gewissheit, fühlte sich plötzlich ganz zu Hause - als hätte dieser Ort darauf gewartet, uns willkommen zu heissen. Dieses Gefühl der Vertrautheit wuchs am nächsten Morgen noch stärker, als wir nach Nanyuki weiterreisten - ausgeruht nach einem langen, wohltuenden Schlaf und gestärkt von einem Frühstücksbuffet, das jeden Vergleich sprengte. Wirklich, mir fehlen die Worte: Getränke und Speisen, soweit das Auge reichte. Vom klassischen Brot und Croissants über frisch zubereitete Omeletten und Pilzpfannen bis hin zu Früchten, deren Süsse und Frische ich kaum je erlebt habe.


Noch etwas müde aber happy beim Frühstück :)
Noch etwas müde aber happy beim Frühstück :)


Unser Hotelzimmer im Hotel Ole Sereni in Nairobi
Unser Hotelzimmer im Hotel Ole Sereni in Nairobi

Pünktlich um zehn Uhr wurden wir von James, unserem Fahrer, in der Hotellobby abgeholt. Wieder eilten mehrere Hotelmitarbeitende herbei, um uns mit dem Gepäck zu helfen - mit einer Freundlichkeit, die so selbstverständlich wirkte, dass man fast vergass, wie aussergewöhnlich sie war. Wenig später sassen wir in einem geräumigen Toyota Fielder und fuhren hinaus auf die lebhaften Strassen Nairobis.


Ich klebte förmlich an der Fensterscheibe, hin- und hergerissen von all den Eindrücken. Überall waren Autos, kleine Mopeds und winzige Marktstände, die sich dicht an den Strassenrand drängten. Dort wurden Früchte, SIM-Karten und geflochtene Körbe angeboten, während riesige Plakatwände in grellen Farben hinter und über ihnen um Aufmerksamkeit buhlten. Überall Menschen - gehend, handelnd, lebend.


"smoothes" Ein- und Aussteigen aus einem Matatu (=ein Minibus-Taxi ausserhalb von Nairobi)

Es dauerte eine ganze Weile, bis wir die Stadt hinter uns liessen und Richtung Norden fuhren. James erzählte uns, dass etwa zehn Prozent der kenianischen Bevölkerung in Nairobi leben - rund fünf Millionen Menschen!

Die Fahrt war ein einziges Spektakel. Die Landschaft änderte sich ständig: Eben noch saftiges Grün mit hohen Bäumen, die sich wie Wachposten entlang der Strasse reihten, dann plötzlich staubig-trockene Abschnitte, an denen Felsen und rote Böden emporragten. Beeindruckend diese mehrere Meter mächtigen Böden - als hätten sie sich mit Absicht so prachtvoll erhoben, um ihren Platz in der Landschaft zu behaupten.


Blick aus der Windschutzscheibe auf der Fahrt nach Nanyuki.
Blick aus der Windschutzscheibe auf der Fahrt nach Nanyuki.

Nicht nur die Landschaft veränderte sich, sondern auch das Gewerbe. Mal fuhren wir durch Gebiete, die ganz auf Kaffee ausgerichtet waren, dann dominierten Forstwirtschaft und Holzprodukte, gefolgt von grossen Ananasplantagen - wir passierten zum Beispiel Felder von Del Monte. Entlang der Strasse hätte man sich mit allem eindecken können, was das Leben verlangt: Essen, Möbel, Handys samt passenden SIM-Karten, Bankkarten, Tiere, Dekoartikel, Kleidung, Schuhe und sogar Fahrräder. Diese geschäftige Vielfalt, die sich in jeder Kurve und an jedem Strassenrand neu zeigte, war faszinierend - ein lebendiges Abbild des Landes selbst.


Nach einer entspannten Fahrt, die mehr war als nur Transport - fast wie eine erste kleine Einführung in das Leben und die Vielfalt Kenias - erreichten wir am frühen Nachmittag Nanyuki. Es war ein eigenartiges Gefühl, in diese Stadt einzufahren, mit dem Wissen, dass sie für die nächsten Monate unser Zuhause sein würde.

James brachte uns direkt zum Kongoni Camp Hotel. Wir waren da! Es dauerte einen Moment, bis wir realisierten, dass wir für den Rest des Tages nicht mehr weiterreisen, nichts mehr organisieren oder erledigen mussten. Endlich angekommen. Einatmen, ausatmen - geniessen. Gar nicht so einfach, nach den letzten Wochen voller Vorbereitung, Umzugshektik und endloser To-do-Listen.

Doch die herzliche, unaufdringliche Hilfsbereitschaft des Personals machte es uns leichter, die innere Spannung allmählich loszulassen. Ich muss zwar zugeben, dass ich mich noch daran gewöhnen muss, überall Unterstützung zu bekommen - sei es, dass jemand das Gepäck trägt oder mir das leere Geschirr sofort abnimmt - aber für diesen Moment, für dieses Ankommen, war es eine willkommene Hilfe.




Am Rand des Swimmingpools, mit einem Glas frischer Limonade neben mir, liess ich am späteren Nachmittag meine Gedanken treiben. Die Eindrücke des ersten Tages in Kenia wirbelten in meinem Kopf, jeder Moment noch so lebendig, als wollte er nicht losgelassen werden. Ich hielt sie in meinem Notizbuch und diesem Blogbeitrag fest - eine erste Spur in diesem neuen Kapitel unseres Lebens.


Auf bald, Nicole



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